Medizinische Leiden und Suizidrisiko bei älteren Personen
Suizid ist bei älteren Personen eine häufige Todesursache. Das Vorliegen einer Krankheit scheint das Suizidrisiko zu erhöhen, dazu liegen aber nur wenige Daten aus kontrollierten Studien vor. Diese bevölkerungsbasierte Studie untersuchte die Beziehung zwischen verschiedenen häufigen Krankheiten und dem Suizidrisiko bei älteren Personen.
In einer Fallkontrollstudie wurden Medikamenten-Verschreibungsdaten von 1354 über 65 Jahre alten Personen, die zwischen 1992 und 2000 Suizid begangen hatten, mit Verschreibungsdaten von lebenden Kontrollpersonen (1:4) verglichen. Dabei wurde die An- oder Abwesenheit von 17 potentiellen Suizid-assoziierten Krankheiten berücksichtigt.
Die neunjährige Beobachtungszeit zeigte, dass folgende Krankheiten signifikant mit einem Suizid assoziiert waren (Odds Ratio):
- Chronische Lungenerkrankungen OR=1.62
- Kongestive Herzinsuffizienz OR=1.73
- Moderate Schmerzen OR=1.91
- Inkontinenz OR=2.02
- Epilepsie OR=2.95
- Angstsyndrom OR=4.65
- Psychotische Störungen OR=5.09
- Depression OR=6.44
- Starke Schmerzen OR=7.52
- Bipolare Störungen OR=9.20
Multiple Krankheiten erhöhten das Suizidrisiko weiter. Bis zu 50% der Suizidpatienten hatten ihren Arzt in der Woche vor dem Suizid aufgesucht.
Konklusion der Autoren: Viele alltägliche Krankheiten sind bei älteren Personen mit einem erhöhten Suizidrisiko assoziiert. Das Risiko steigert sich noch, wenn mehrere Krankheiten vorliegen. Die Daten sollten Allgemeinpraktikern helfen, Risikopatienten zu identifizieren und Präventionsmassnamen einzuleiten.
Abstract
Arch Intern Med. 2004;164:1179-1184. - D.N. Juurlink et al
16.06.2004 - undefined