Abklärung und Therapie chronischer Schulterschmerzen
In der Februar-Ausgabe der Grundversorger-Zeitschrift American Family Physician wurden zwei Artikel publiziert; einer zur Diagnostik und einer zur Therapie chronischer Schulterschmerzen in der Grundversorger-Praxis.
Chronische Schulterschmerzen sind definiert als Beschwerden, welche länger als 6 Monate dauern. Unterschieden wird zwischen Rotatorenmanschettenerkrankungen, adhäsiver Capsulitis, glenohumeraler Arthrose, glenohumeraler Instabilität, acromioclaviculärer Gelenkproblematik und anderen chronischen Schmerzen seltenerer Ätiologie (Labrum- und Bicepspathologien, Abriss der langen Bicepssehne oder mulitdirektionale Instabilität).
Diagnostik
Bezüglich Diagnostik geben die Studienautoren folgende Empfehlungen:
- Bei jedem Betroffenen sollte ein Röntgenbild gemacht werden
- Weitere Untersuchungen (MRI, Arthrographie, CT, Ultraschall) sind dann indiziert, wenn die Diagnose klinisch unklar bleibt und/oder das Untersuchungsresultat einen Einfluss auf die Behandlung hätte
- Bei Verdacht auf acromioclaviculäre Arthrose sollte das AC-Gelenk auf Schmerzhaftigkeit geprüft und ein Adduktionstest durchgeführt werden
- Nachtschmerzen und Schmerzen bei über-Kopf-Aktivitäten sprechen für eine Rotatorenmanschettenläsion
- Wenn zum Schulterschmerz eine starke aktive und passive Bewegungseinschränkung hinzukommt, liegt die Diagnose einer adhäsiven Capsulitis nahe
Therapie
Bezüglich Behandlung wurden folgende Empfehlungen publiziert:
Krankheitsbild |
Initiale Therapie |
Sekundäre Therapie |
AC-Gelenk-Arthrose |
Änderung von Bewegungsabläufen, Paracetamol oder NSAR |
Injektion von Kortikosteroiden / Lokalanästhetika ins AC-Gelenk, evtl. Operation |
Adhäsive Capsulitis |
Änderung von Bewegungsabläufen, Physiotherapie, Paracetamol oder NSAR, intraartikuläre Kortikosteroid-Injektionen |
Kortikosteroid-Injektionen, evtl. chirurgische Intervention |
Glenohumerale Instabilität |
Änderung von Bewegungsabläufen, Physiotherapie |
Chirurgische Intervention |
Glenohumerale Arthrose |
Änderung von Bewegungsabläufen, Physiotherapie, Paracetamol oder NSAR, Therapie von Komorbiditäten |
Kortikosteroid-Injektionen, evtl. chirurgische Intervention |
Rotatoren-manschetten-Läsion |
Bei kleinem Riss: Änderung von Bewegungsabläufen, Physiotherapie, Paracetamol oder NSAR
Bei grossem Riss: Entweder konservative Therapie wie bei kleinem Riss oder direkt chirurgische Intervention |
Kortikosteroid-Injektionen, evtl. chirurgische Intervention |
Intraartikuläre Injektionen sollten unter fluoroskopischer Kontrolle erfolgen.
Bei den meisten Patienten mit chronischen Schulterschmerzen führen konservative Massnahmen zur deutlichen Verbesserung der Symptome. Persistieren oder verschlechtern sich die Symptome trotz 6- bis 12-wöchiger Therapie, sollte ein Spezialist hinzugezogen werden.
Link zur Diagnostik-Studie
Link zur Therapie-Studie
Am Fam Physician 2008;77:453-460, 493-497 - Burbank KM et al
22.02.2008 - dde