Subklinische Hypo- oder Hyperthyreose - eine review
TSH-Werte ausserhalb des Normbereichs bei normalen freien Schilddrüsenwerten FT4 und T3 werden in der Klinik insbesondere bei älteren Patienten häufig angetroffen. Die Empfehlungen zum Management der subklinischen Hypo- oder Hyperthytreose sind nicht konsistent. Die folgende review sollte Aufschluss über die Notwendigkeit einer weiteren Evaluation dieser Patienten, über die Therapiemöglichkeiten und über die Dringlichkeit einer Behandlung geben.
Medline, Embase, Biosis, die Agency for Healthcare Research and Quality, National Guideline Clearing House, die Cochrane Database of Systematic Reviews and Controlled Trials Register, und mehrere nationale, britische Datenbanken wurden nach zwischen 1995 und 2002 publizierten Artikeln zur subklinischen Hypo- oder Hyperthyreose durchsucht. Von 195 identifizierten Artikeln wurden schliesslich alle Editorials, individuellen Fallstudien und nicht systematischen reviews ausgeschlossen. Die Angaben zu Autoren, Publikationsdatum, Patientenzahl, Studiendesign und die Resultate waren die Basis für die Beurteilung der evidence.
Die Daten sprachen klar für eine Progression der subklinischen in eine manifeste Hypothyreose, eine Prävention dieser Entwicklung durch eine Therapie konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. TSH-Spiegel über 10 mIU/L waren mit erhöhten Cholesterinspiegeln assoziiert, auch hier war ein Benefit durch eine Therapie nicht nachzuweisen. Andere Assoziationen zwischen Hypothyreose-Symptomen und einem Therapiebenefit waren schwach oder nicht vorhanden.
Ein TSH unter 0.1 mIU/L war signifikant mit dem Auftreten eines Vorhofflimmerns und mit einer Progression in eine manifeste Hyperthyreose assoziiert, eine Prävention durch eine Therapie war jedoch auch hier nicht nachweisbar. Die Daten für den therapeutischen Benefit bezüglich Zunahme der Knochendichte wurden als recht konsistent gewertet. Andere Assoziationen zwischen Hyperthyreose-Symptomen und einem Therapiebenefit waren schwach oder nicht vorhanden. Die subklinische Hypothyreose bei der schwangeren Frau bleibt ein Spezialfall, wo eine aggressive Evaluation und eventuell eine Therapie gerechtfertigt ist.
Konklusion der Autoren: Die Daten für einen Benefit durch eine Therapie einer subklinischen Hypo- oder Hyperthyreose sind sehr schwach. Die Autoren empfehlen, bei TSH-Spiegeln zwischen 0.1 und 0.45 respektive 4.5 und 10 von einer routinemässigen Therapie oder einem breiten Screening abzusehen. Ein aggressiveres Vorgehen ist bei Schwangerschaft, Frauen über 60 Jahren und bei speziellem Risiko indiziert.
Abstract
JAMA 2004:291:228-238 - M.I. Surks et al
14.01.2004 - dde