Morbus Alzheimer: Wirksamkeit atypischer Neuroleptika
Atypische Neuroleptika (NL der zweiten Generation) werden häufig bei Psychosen, Aggressionen und Erregungszuständen bei Alzheimer-Patienten eingesetzt. Ob sie mehr schaden als nutzen, ist nach wie vor unklar. Schneider und Kollegen evaluierten die Wirksamkeit atypischer Neuroleptika bei Alzheimerpatienten im ambulanten Setting.
421 ambulante Alzheimer-Patienten wurden in die doppelblinde, placebokontrollierte Multizenterstudie eingeschlossen. Die psychotischen, aggressiven oder erregten Patienten wurden entweder mit Olanzapin (mittlere Dosis 5.5 mg täglich), Quetiapin (mittlere Dosis 56.5 mg täglich), Risperidon (mittlere Dosis 1.0 mg täglich) oder Placebo behandelt. Die Dosierung wurde je nach Bedarf angepasst. Der Follow-up war bis zu 36 Wochen. Primäre Endpunkte waren Zeit vom Behandlungsbeginn bis zum Absetzen der Behandlung aus irgendeinem Grund, sowie die Anzahl Patienten mit einer zumindest minimalen Verbesserung auf der Clinical Global Impression of Change (CGIC) Skala nach 12 Wochen.
Bezüglich Zeit bis zum Absetzten der Behandlung aus irgendeinem Grund bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen (Olanzapin: median 8.1 Wochen, Quetiapin: median 5.3 Wochen, Risperidon: median 7.4 Wochen und Placebo: median 8.0 Wochen (p=0.52). Die durchschnittliche Zeit bis zum Absetzen der Behandlung wegen mangelnder Wirksamkeit sprach zugunsten von Olanzapin (22.1 Wochen) und Risperidon (26.7 Wochen) verglichen mit Quetiapin (9.1 Wochen) und Placebo (9.0 Wochen) (p=0.002). Die Zeit bis zum Absetzen der Behandlung wegen unerwünschter Nebenwirkungen oder Unverträglichkeit sprach zugunsten von Placebo. Insgesamt brachen 24% der Patienten mit Olanzapin, 16% mit Quetiapin, 18% mit Risperidon und 5% mit Placebo die Behandlung wegen Unverträglichkeit ab (p=0.009). Bezüglich Verbesserung im CGIC gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen: 32% der Patienten unter Olanzapin vs. 26% unter Quetiapin vs. 29% unter Risperidon vs. 21% unter Placebo (p=0.22).
Konklusion der Autoren: Die Vorteile der atypischen Neuroleptika zur Behandlung von Psychosen, Aggressionen und Erregungszuständen bei Patienten mit Alzheimer wiegen die unerwünschten Nebenwirkungen nicht auf.
Link zur Studie
NEJM 2006;355:1525-1538 - Schneider LS et al
13.10.2006 - gem