Moderne Kontrazeptiva: Bis zu vierfach höheres Thromboserisiko
Kombinierte orale Kontrazeptiva der 3. und 4. Generation stehen schon länger am Pranger, das Thromboserisiko zu erhöhen. Uneinheitliche Untersuchungsmethoden und Studienergebnisse verhinderten bisher einen direkten Risikovergleich der einzelnen Präparate. Das haben nun britische Forscher in einer grossangelegten Studie nachgeholt.
Als Grundlage für die im BMJ publizierte Studie dienten Patientendaten von insgesamt 1340 Allgemeinpraxen, die in zwei grossen britischen Datenbanken erfasst werden. Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren mit der Erstdiagnose einer venösen Thromboembolie (VTE) wurden der bis zu fünffachen Anzahl vergleichbarer Kontrollen gegenübergestellt, um das VTE-Risiko unter kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) zu berechnen. Andere bekannte VTE-Risikofaktoren wurden dabei berücksichtigt.
Während der Beobachtungszeit von 13 Jahren wurden insgesamt 10'562 VTE-Fälle verzeichnet. Bei Frauen, die KOK eingenommen hatten, traten VTE gesamthaft gesehen rund dreimal häufiger auf als bei Frauen ohne KOK-Einnahme im vorausgegangenen Jahr (Odds Ratio OR 2.97). Ältere KOK mit Levonorgestrel (OR 2.38) und Norethisteron (OR 2.56) sowie 3.-Generationspräparate mit Norgestimat (OR 2.53) erhöhten das VTE-Risiko um etwa das 2.5-Fache, die neueren 3.- und 4.-Generatationspräparate mit Desogestrel (OR 4.28), Gestoden (OR 3.64), Drospirenon (OR 4.12) und Cyproteron (4.27) hingegen um das 3.5- bis 4-Fache. Zusätzliche VTE-Ereignisse pro Jahr und 10'000 behandelte Frauen waren unter Levonorgestrel und Norgestimat weniger (je 6) und unter Desogestrel und Cyproteron am häufigsten (je 14).
Fazit der Autoren: In dieser grossen Beobachtungsstudie war das Risiko für venöse Thromboembolien unter kombinierten oralen Kontrazeptiva der 3. und 4. Generation (mit Ausnahme von Norgestimatpräparaten) signifikant höher als unter den älteren Präparaten.
Link zur Studie
BMJ 2015;350:h2135 - Vinogradova Y et al.
11.06.2015 - undefined