HIV: Erste Leitlinie zur antiretroviralen Therapie und Antiepileptika
Epileptische Anfälle sind eine der häufigsten neurologischen Symptome bei HIV-Infizierten. Doch pharmakokinetische Interaktionen zwischen Antiepileptika und HIV-Medikamente erschweren oft die Therapie. Die AAN hat zusammen mit der International League Against Epilepsy erstmals eine Leintlinie zur gleichzeitigen Therapie mit antiretroviralen Medikamenten und Antiepileptika publiziert.
Bis zu 55% der antiretroviral behandelten Patienten müssen irgendwann zusätzlich Antiepileptika einnehmen. Probleme ergeben sich vor allem aufgrund der gemeinsamen Metabolisierung über das P450-Enzymsystem und betreffen meist ältere Antiepileptika wie Phenobarbital, Carbamazepin, und Phenytoin, wie es in den Leitlinien heisst. Hier sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Bei Einnahme von Phenytoin kann es notwendig werden, die Dosis von Lopinavir/Ritonavir um 50% zu erhöhen (Level C).
- Bei gleichzeitiger Einnahme von Valproinsäure und Zidovudin wird hingegen eine Dosisreduktion von Zidovudin empfohlen (Level C).
- Die Kombination von Valproinsäure und Efavirenz erfordert keine Dosisanpassung von Efavirenz (Level C).
- Patienten mit Ritonavir/Atazanavir benötigen hingegen möglichenfalls eine um etwa 50% höhere Dosis von Lamotrigin (Level C).
- Dagegen ist bei Raltegravir/Atazanavir und Lamotrigin keine Dosisanpassung von Lamotrigin notwendig; Gleiches gilt bei Raltegavir und Midazolam (Level C).
- Die Patienten sind dahingehend zu informiert, dass bei vielen Kombination die Auswirkungen auf die Blutspiegel nicht untersucht sind und daher Kenntnisse zur Notwendigkeit von Dosisanpassungen oft fehlen.
- Bei Patienten mit Nichtnukleosidische Revers-Transkriptase-Inhibitoren und Proteaseinhibitoren könnten enzyminduziernde Antiepileptika aufgrund der pharmakokinetischen Interaktion zum Versagen der antiretroviralen Therapie und zu antiretroviralen Resistenzen führen, und sollten daher wenn möglich vermieden werden. Ist zur Anfallskontrolle eine solche Kombination notwendig, dann empfiehlt sich ein pharmakokinetisches Monitoring.
Link zur Leitlinie
Neurology 2012;78:139–145 - Birbeck GL et al.
06.01.2012 - gem