Hochfrequente Elektrostimulation bei chronischem Beckenschmerz-Syndrom
Schmerzminderung und Lebensqualitätsverbesserung.
Titel
A new high frequency electrostimulation device to treat chronic Prostatitis.
Autoren
John H., Rüedi Ch., Kötting S., Schmid D. M., Fatzer M., Hauri D.
Quelle
The Journal of Urology: Volume 170(4, Part 1 of 2) October 2003 pp 1275-1277
Abstract |
Fragestellung
Ermittlung eines therapeutischen Effektes einer hochfrequenten urethroanalen Elektrostimulation bei chronischer abakterieller Prostatitis.
Hintergrund
Die chronische abakterielle Prostatitis gehört zwischen 18 und 50 Jahren zu den häufigsten Erkrankungen in der urologischen Praxis. Sie wird charakterisiert durch ein Beckenschmerzsyndrom bei fehlendem Infektnachweis im Prostatasekret und in der Samenflüssigkeit. Die Ätiologie ist bisher unbekannt. Von den zahlreichen und sehr unterschiedlichen Therapieansätzen hat sich bis anhin keiner als effektiv erwiesen.
Material und Methode
Studiendesign
Prospektive, nicht randomisierte Studie.
Einschlusskriterien
Beckenschmerz-Syndrom, Krankheitsdauer mindestens 3 Monate, zweimalig bakteriologisch negative Viergläserprobe und negative Ejakulatprobe, insbesondere kein Nachweis von Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoae, Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum.
Ausschlusskriterien
Infekt, neurologische Erkrankung.
Parameter
NIH-Prostatitis-Score, visuell-analoge Schmerzskala, Harndrang, Lebensqualitätsscore.
Messprotokoll
Erhebung der Parameter vor, unmittelbar nach und drei Monate nach Elektrostimulation.
Elektrostimulation
Einlage je einer Sonde in die prostatische Urethra und periprostatisch ins Rektum. Von einer Spannungsquelle mit 6V wurde ein Rechteckimpuls mit einer Frequenz zwischen 450 und 500 Hz appliziert. Die Stromstärke wurde von den Patienten bis zum Verspüren einer deutlichen Sensation zwischen 1 und 10 mA eingestellt. Während 5 aufeinander folgenden Wochen wurde zweimal wöchentlich eine Sitzung durchgeführt.
Resultate
Von 88 Patienten erfüllten 44 Patienten die Einschlusskriterien. Davon nahmen 14 an der Studie teil. Zwei Patienten mussten wegen reiner sensorischer Urge ausgeschlossen werden. Die 12 verbleibenden Patienten beendeten die Studie ohne Komplikation. 83% zeigten eine Verbesserung des chronischen Beckenschmerzsyndroms, insbesondere eine Schmerzabnahme und eine Verbesserung der Lebensqualität. Bei 17% ergaben sich stationäre Verhältnisse.
Siehe Tabelle.
Diskussion durch die Autoren
Andersson et al wiesen 1976 nach, dass für eine Schmerzsuppression eine hochfrequente periphere Stimulation (50-100 Hz) einer niederfrequenten Stimulation (2 Hz) überlegen ist. Es wird postuliert, dass die A-delta- und die C-Fasern der Afferenzen blockiert werden. Für die Beurteilung einer dauerhaften Wirkung der urethroanalen Stimulation ist die Studiendauer von 3 Monaten nicht ausreichend. Die vorliegenden Resultate lassen vermuten, dass eine fortgesetzte Anwendung notwendig ist. Zur Optimierung der Stimulation und zum Ausschluss eines gewissen Placeboeffektes werden weitere Studien benötigt.
Zusammenfassender Kommentar
Eine hochfrequente urethro-anale Elektrostimulation scheint bei Patienten mit chronischem Beckenschmerzsyndrom einen positiven Effekt zu haben. Die Schmerzen konnten signifikant gesenkt und die Lebensqualität verbessert werden.
Besprechung von M. Fatzer, Assistenzarzt, PD Dr. med. Hubert John, Leitender Arzt, Urologische Klinik, Universitätsspital Zürich
Literatur
1. Mc Naughton Collins. M., Stafford R. S., O’Leary M. P. and Barry M. J.: How common is prostatitis? A national survey of physician visits. J Urol, 159: 1224 1998.
2. Andersson S. A., Hansson G., Holmgren E. and Renberg O.: Evaluation of the pain suppressive effect of different frequencies of peripheral electrical stimulation in chronic pain conditions. Acta Orthop Scand, 47: 149, 1976.
The Journal of Urology: Volume 170(4, Part 1 of 2) October 2003 pp 1275-1277 - H. John et al
06.06.2004 - dde