Etoricoxib bei der Gichtarthritis
Vergleichsstudie zwischen Etoricoxib und Indometacin bei der akuten Gichtarthritis.
Titel
Randomised double blind trial of etoricoxib and indometacin in treatment of acute gouty arthritis.
Autoren
Schumacher HR Jr, Boice JA, Daikh DI, Mukhopadhyay S, Malmstrom K, Ng J, Tate GA, Molina J.
Quelle
BMJ 2002 Jun 22;324(7352):1488-92
Abstract |
Fragestellung
Wie wirksam ist Etoricoxib, ein neuer selektiver Cyclooxygenase-2-Hemmer (COX-2) im Vergleich mit Indometacin bei der Behandlung einer akuten Gichtarthritis?
Hintergrund
Die akute Gichtarthritis ist eine durch Harnsäurekristalle ausgelöste sehr schmerzhafte Gelenkentzündung mit Schwellung, Rötung und Überwärmung. Systemische nichtsteroidale Antiphlogistika, vor allem Indometacin, werden mit gutem Erfolg eingesetzt. Dabei treten nicht selten gastrointestinale und zentral nervöse Nebenwirkungen auf. Während die Wirkung von selektiven Cyclooxygenase-2-Inhibitoren bei rheumatoider Arthritis und Arthrose nachgewiesen ist, fehlen derartige Untersuchungen für kristallinduzierte Entzündungen.
Methoden
Studiendesign
Randomisierte, kontrollierte, doppelblinde Vergleichsstudie. Die Randomisierungsmethode ist beschrieben.
Setting
Zwischen Juni und Dezember 2000 wurden in 43 ambulanten Studienzentren in 11 Ländern 150 Patienten (142 Männer und 8 Frauen) mit einer akuten Gichtarthritis in die Studie eingeschlossen.
Einschlusskriterien
- Männer und Frauen über 18 Jahre
- Beginn der Symptome weniger als zwei Tage
- Summen-Score > 5
(Spontanschmerz 0-4, Druckschmerz 0-3, Schwellung und Rötung des Gelenkes 0-3)
Ausschlusskriterien
- Akute polyartikuläre Gichtarthritis (über vier Gelenke)
- Begleiterkrankungen, die sich mit Schmerzen manifestieren
- Anamnestische Unverträglichkeit auf Indometacin
- Anamnestische Krebserkrankung in den letzten fünf Jahren
- Anamnese von cerebrovaskulärer Erkrankung, Myokardinfarkt oder koronarer Bypassoperation bis ein Jahr vor Studienbeginn
- Einnahme folgender Medikamente:
- Glukokortikosteroide
- Antikoagulantien
- Ticlopidin, Clopidogrel, Digoxin
Intervention
Etoricoxib 120 mg peroral, 1 pro Tag, und Indometacin 50 mg, 3 pro Tag, während acht Tagen.
Wichtigste Endpunkte
Messung zu Beginn und jeweils vier Stunden nach Medikamenteneinnahme am Tag 1, 2, 5:
- Spontanschmerz
- Druckschmerz, Schwellung und Rötung des Gelenkes
- Globalbeurteilung der Wirksamkeit durch Patient und Arzt
- Nebenwirkungen der Therapie
Resultate
Wirkung
Beide Studienmedikamente führten zu einer vergleichbaren Schmerzreduktion über die Beobachtungsdauer von acht Tagen. Die Schmerzabnahme vier Stunden nach der ersten Dosis war bei beiden Medikamenten klinisch relevant und vergleichbar. Auch für die übrigen Endpunkte ergaben sich keine statistisch signifikante Unterschiede.
Nebenwirkungen
Siehe Tabelle 1
Unter Indometacin traten vermehrt Nebenwirkungen von seiten des Zentralnervensystems und des Gastrointestinaltraktes auf.
Diskussion durch die Autoren
Die Studie zeigt, dass Etoricoxib, ein neuer selektiver COX-2-Hemmer, eine vergleichbare Wirkung wie Indometacin bei akuter Gichtarthritis aufweist. Beide Medikamente beeinflussen sowohl Schmerzen als auch Schwellung und Druckschmerz der betroffenen Gelenke in vergleichbarem Ausmass. Ebenso besteht kein Unterschied im Wirkungseintritt zwischen Etoricoxib und Indometacin. Die Autoren schliessen daraus, dass die selektive Hemmung der COX-2 entscheidend sei, um die entzündlichen Veränderungen bei der akuten Gichtarthritis zu beeinflussen.
Die Analyse der Nebenwirkungen zeigt, dass unter Etoricoxib weniger Nebenwirkungen auftreten als unter Indometacin, wobei über diese kurze Zeit bei beiden Medikamenten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auftraten.
Zusammenfassender Kommentar
Selektive COX-2-Hemmer scheinen die therapeutischen Möglichkeiten bei der akuten Gichtarthritis zu bereichern. Aufgrund des nur kurzzeitigen Einsatzes ist der Vorteil der besseren gastrointestinalen Verträglichkeit der spezifischen COX-2-Hemmer bei akuter Kristallarthritis nicht von Bedeutung. Die Markteinführung von Etoricoxib ist im Jahr 2003 in der Schweiz vorgesehen. Ob die bisher verfügbaren COX-2-Hemmer (Rofecoxib, Celecoxib) eine vergleichbare Wirkung wie Etoricoxib aufweisen, muss offen bleiben, da entsprechende Untersuchungen fehlen.
Besprechung von Dr. med. Pius Brühlman, Leitender Arzt Rheumapoliklinik, Universitätsspital Zürich
BMJ 2002 Jun 22;324(7352):1488-92 - H. R. Jr Schumacher et al
13.02.2004 - dde