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Diabetes-Prävalenz bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom

Vortrag von Prof. Ryden am European Society of Cardiology Congress 2002 in Berlin.

Fragestellung

Prof. L. Ryden vom Karolinska Institut in Schweden berichtete in seinem Vortrag «Prevalence of diabetes and impaired glukose tolerance in patients with acute coronary syndrome» über die Untersuchung des Glukosemetabolismus bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt. Die Patienten wurden bei Spitalentlassung und drei Monate später einem oralen Glukosetoleranztest unterzogen. Das Ziel der Studie war die Erkennung einer verminderten Glukosetoleranz bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt aber ohne Diagnose eines Diabetes mellitus. Die Studie wurde im Lancet publiziert.

 

Hintergrund

Die Prävalenz des Diabetes mellitus bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom ist hoch. Prof. Ryden verwies in seinem Vortrag auf Zahlen aus dem Schwedischen Coronary Care Unit Register, das 74 Zentren und 91% der Coronary Care Unit Patienten in Schweden umfasst. Im Zeitraum von 1995-1998 betrug die Prävalenz des Diabetes innerhalb dieser Patientenpopulation 20.3%. Im OASIS (Organization to Assess Strategies for Ischemic Syndromes) Register, das 95 Zentren weltweit umfasst, betrug die Diabetes-Prävalenz im Zeitraum 1995-1996 sogar 21%.

 

Das Forscherteam um Prof. Ryden untersuchte die Frage, ob ein Teil der rund 80% der Infarktpatienten, die beim Auftreten des akuten Ereignisses noch keinen Diabetes diagnostiziert haben, bereits eine Beeinträchtigung des Glukosemetabolismus und entsprechend eine verminderte Glukosetoleranz aufweisen. Die frühzeitige Erkennung dieser Patienten ist wichtig, da eine verminderte Glukosetoleranz ein hohes Risiko für die Entwicklung eines Diabetes darstellt und gleichzeitig als wichtiger Risikomarker für die Langzeitmortalität bei Myokardinfarkt Patienten gilt.

 

Präsentation der Studie

Für die GAMI (Glukose Abnormalities in Non-diabetic patients with Acute Myocardial Infarction) Studie wurden 181 konsekutive Patienten mit akutem Herzinfarkt aus der Coronary Care Unit von zwei schwedischen Zentren ausgewählt. Patienten mit einem diagnostizierten Diabetes Mellitus und mit einem Blutzuckerspiegel Ž 11.1 mmol/l wurden ausgeschlossen. Das durchschnittliche Alter der untersuchten Patientenpopulation betrug 64 Jahre, der mittlere Blutzuckerspiegel 6.5 mmol/l und der Body- Mass-Index 27. Nach 4-5 Tagen, 3 Monaten und nach 12 Monaten wurde die Glukosetoleranz mit einem oralen Glukosetoleranztest bestimmt. Bei Spitalentlassung waren die Glukosetoleranzdaten von 164 Patienten und nach 3 Monaten von 144 Patienten vorhanden.

 

Prof. Ryden und seine Mitarbeiter fanden in ihrer Studie einen überraschend hohen Anteil von Patienten mit einer verminderten Glukosetoleranz.

 

Bei Spitalentlassung wiesen 66% eine abnorme Glukosetoleranz auf und nach 3 Monaten waren es 65%.

 


 

Nach 12 Monate lag die Prävalenz für eine verminderte Glukosetoleranz unverändert hoch bei 65%. Im Vergleich dazu wiesen in einer Kontrollgruppe von anderen Patienten aus der Coronary Care Unit nur 34% eine pathologische Glukosetoleranz auf.

 

 

 

Schlussfolgerungen

Prof. Ryden wies in seinen Schlussfolgerungen auf die praktischen Konsequenzen dieser Untersuchung hin:

 

Die Resultate bestätigen die bekannte Tatsache, dass viele Patienten mit Herzinfarkt (ca. 20%) an einem manifesten Diabetes leiden. Weniger bekannt ist, dass offenbar rund zwei Drittel der Patienten mit akutem Herzinfarkt eine verminderte Glukosetoleranz aufweisen. Diese Patienten weisen ein erhöhtes Mortalitätsrisiko auf und können mittels Nüchternblutglukose, HbA1c und oralem Glukosetoleranztest ohne grossen Aufwand identifiziert werden. Prof. Ryden empfahl als Konsequenz dieser Studie, vor der Spitalentlassung einen oralen Glukosetoleranztest als Routineuntersuchung bei Patienten mit akutem Herzinfarkt durchzuführen.

 


Bericht von Dr. med. Fritz Grossenbacher, Mediscope Knowledge Center

 



 
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