Editorial
Die Rheumatologie und Physikalische Medizin umfasst wohl eines der grössten Spektren in der spezialisierten Medizin. Die letzten 5-10 Jahren brachten einen gewaltigen Aufschwung. Dies betrifft sowohl die Bildgebung mit verbesserten Darstellungsmöglichkeiten in Magnetresonanz und Ultraschall, wie auch ganz besonders die neuesten therapeutischen Entwicklungen, allen voran die TNF-Blocker für die Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis, die Psoriasisarthritis sowie die Spondylitis ankylosans. Diese spezifisch gegen das pro-entzündliche TNF-a gerichteten Therapien brachten eine bereits jetzt absehbare eindrückliche Verbesserung der Prognose mit sich. Neben der klinischen Verbesserung vermögen TNF-Blocker auch die Destruktion von Gelenken und Knochen aufzuhalten, was bisher nicht erreicht wurde. Dies wird in der Zukunft die Zahl der invaliden Rheumatiker drastisch vermindern.
An unserer Klinik haben wir im Verlaufe der letzten 10 Jahre Schwerpunkte eingerichtet, welche den Zuweisern auf bestimmten Gebieten eine vollumfängliche Dienstleistung bieten und in den meisten Fällen auch mit entsprechender Forschungsarbeit unterstützt werden. Drei Beiträge aus solchen Schwerpunkten beleuchten die gegenwärtigen Aspekte der Osteoporosebehandlung, die Zytokinblocker bei chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen sowie – wieder ein ganz anderes Arbeitsfeld – die umfassende Abklärung der funktionellen Leistungsfähigkeit sowie des Potentials der Reintegration teil- oder ganz Arbeitsunfähiger.
Verschiedene Technologien wurden in der jüngsten Vergangenheit neu entwickelt bzw. stark verbessert. Allen voran ist dies der Ultraschall bei muskuloskelettalen Erkrankungen, welcher nach Evaluation an unserer Klinik inzwischen eine breite Verwendung in der rheumatologischen Praxis gefunden hat. Der Ultraschall brachte eine bedeutende Verbesserung in der Diagnostik wie auch in der therapeutischen Applikation von lokalen Therapien. Ein neueres Gebiet stellt die Stosswellentherapie in der Rheumatologie dar: Hier gilt es immer noch, die sicheren von den weniger sicheren Indikationen abzugrenzen. Tatsache ist, dass vielen Patienten mit therapieresistenten Weichteilproblemen entscheidend geholfen werden kann. Schliesslich wird die Nadelarthroskopie in der Arthritisabklärung beleuchtet. Diese Untersuchung bedient sich feiner Nadeln, welche es erlauben, endoskopischen Einblick in das Gelenk bei minimaler Invasivität zu gewinnen. Gleichzeitig kann gezielt Diagnostik betrieben werden durch entsprechende Inspektion und Biopsie.
Strategie unserer Klinik wird es auch in Zukunft sein, Zentrumsfunktionen anzubieten, welche speziell hohe Kompetenz bzw. Interaktionen mit anderen Fachgebieten verlangen. Es sind dies insbesondere die umfassende Evaluation von Schmerzpatienten mit entsprechenden Therapieprogrammen, die interdisziplinäre Erfassung von entzündlichen Erkrankungen (Sprechstunden für immunologisch-rheumatische Erkrankungen), wie aber auch die Abklärung bzw. Erarbeitung von Therapiekonzepten bei Muskelerkrankungen.
Prof. Dr. med. Beat A. Michel, Klinikdirektor, Rheumaklinik und Institut für Physikalische Medizin, Universitätsspital Zürich.
Weitere Auskünfte finden Sie unter: www.rheuma.unispital.ch
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