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Telemedizinische Betreuung von Patienten mit obstruktiver Lungenerkrankung

Erfahrungsbericht aus dem Medgate Beratungszentrum.

 

Obstruktive Lungenkrankheiten sind häufig auftretende, kostspielige und für den Patienten schwerwiegende Erkrankungen. Durch den Einsatz moderner telemedizinischer Technologie können diese Erkrankungen gezielter behandelt werden, was sich dämmend auf die direkten Gesundheitskosten auswirken und die Lebensqualität der Patienten signifikant verbessern kann.

 

Patienten mit obstruktiven Lungenerkrankungen (Asthma bronchiale bzw. chronisch obstruktiver Lungenerkrankung) leiden unter Symptomen wie Atemnot, anfallartigem Husten, Auswurf und Müdigkeit. Die Symptomatik – insbesondere die Atemlosigkeit – hat häufig Angstzustände und eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit zur Folge, was bis zur sozialen Ausgrenzung führen kann. Die Symptome, der unvorhersehbare Verlauf von obstruktiven Lungenerkrankungen bzw. die wiederkehrenden Exazerbationen und die sozialen Auswirkungen resultieren in einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität.

 

Wirtschaftliche Auswirkungen von Asthma bronchiale und COPD

In der Schweiz leiden rund 2.5 % der Erwachsenen an COPD und 6.8 % der Bevölkerung an Asthma (1), zusammen verursachen sie einen erheblichen Teil der Gesundheitskosten. Im Jahre 1998 beliefen sich die direkten Kosten bei Asthma bronchiale auf USD 476 Mio. (CHF 685 Mio.) und die indirekten auf USD 307 Mio. (CHF 442 Mio.). Die indirekten Kosten wurden aufgrund des Produktivitätsverlusts und der Arbeitsplatzabsenz berechnet. Pro Patient ergibt das eine Summe von USD 790 (CHF 1’140) pro Jahr. Den grössten Anteil machen dabei Notfallbehandlungen, Spitalaufenthalte und Medikamente aus (2).

 

COPD ist die häufigste Lungenerkrankung, denn jeder zweite Raucher über 40 Jahren hat eine obstruktive Atemwegsveränderung. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen. Die Morbidität nimmt mit zunehmendem Alter linear zu. In den USA steht die COPD auf dem vierten Platz der Todesursachen-Statistiken: Es sterben dort jährlich über 90’000 Menschen an COPD (3).

 

In der Schweiz sind nur unvollständige Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung der COPD vorhanden (4). In England zeigen detaillierte Daten aus dem Jahre 1992/93 bei 6.5 Mio. Patienten Totalkosten von 817 Mio. Pfund. Davon werden 31% durch Spitalaufenthalte von weniger als 2% der Patienten verursacht (5). Dabei ist der Produktivitätsverlust durch Arbeitsausfall und die Betreuung durch Angehörige nicht eingerechnet.

 

Das Betreuungsprogramm für Patienten mit chronischer Lungenerkrankung

Mit dem Ziel der Behandlungs- und Kosten/Nutzen-Optimierung werden im Ausland, vor allem in Ländern mit einem grossen Anteil von Managed Care Systemen, dezidierte Behandlungsprogramme entworfen und erfolgreich eingesetzt. Das integrierte Versorgungsmanagement berücksichtigt die gesamte Behandlungskette des Patienten, von der Prävention, über die Diagnostik und Therapie bis hin zur Rehabilitation.

 

Im März dieses Jahres wurde in der Schweiz ein telemedizinisches Betreuungsprogramm für Patienten mit obstruktiver Lungenerkrankung gestartet. Kernstück des Betreuungsprogramms ist das tägliche Lungenfunktions-Monitoring und der Kontakt zwischen dem Patienten und dem Ärzteteam. Mit Hilfe eines mobilen Spirometers misst der Patient seine Lungenfunktion und übermittelt die Werte täglich elektronisch via Telefon an ein medizinisches Beratungszentrum. Dort werden die Daten empfangen und ausgewertet. Bei frühzeitiger Erkennung von Exazerbationen kann die Therapie umgehend angepasst und der Verlauf positiv beeinflusst werden.

 

Die Patientenschulung und Raucherentwöhnung sind weitere Bestandteile des Programms. Die Patienten werden über ihre Krankheit und deren Behandlung geschult und dadurch motiviert, aktiv an der Therapie mitzuarbeiten. Ebenfalls Teil der Schulung ist die Handhabung des Spirometers und Applikatoren inhalativer Medikamente. Rauchende Patienten werden zudem über Risiken, Konsequenzen und Therapiemöglichkeiten aufgeklärt und über Nikotinabstinenzprogramme beraten.

 

Ziele des Betreuungsprogramms sind:

  • Früherkennung von Exazerbationen
  • Bessere Behandlungserfolge
  • Höhere Lebensqualität für die Patienten durch sicheren Umgang mit ihrer Krankheit und Reduktion notfallmässiger Hospitalisationen
  • Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Patient und betreuendem Arzt

Durch das Zusammenwirken von Hausarzt, Patient und Beratungszentrum kann auch ausserhalb der Praxisöffnungszeiten jederzeit ein ärztlicher Ansprechpartner gewährleisten werden, der Zugang zu der aktuellen, individuellen Krankheitssituation des Patienten hat und anhand dieser Information die Therapie nach vordefinierten Eskalationsschemata optimal anpassen kann.

 

Der Nutzen von telemedizinischen Betreuungsprogrammen

Durch die Einbindung in ein Betreuungsprogramm gewinnt der Patient grössere Sicherheit im Umgang mit seiner Erkrankung. Die kontinuierliche medizinische Betreuung und die erforderliche aktive Mitarbeit des Patienten führen verbunden mit einer besseren Information des Patienten über seine Krankheit und die Massnahmen zur Behandlung und Stabilisierung zu einer signifikanten Verbesserung seiner Lebensqualität.

 

Der Einsatz von Betreuungsprogrammen für Patienten mit chronischer Lungenerkrankung wirkt sich dämmend auf die direkten Gesundheitskosten aus und kann langfristig dazu beitragen, die indirekten Kosten zu reduzieren, welche durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle oder Arbeitsunfähigkeit der Betroffenen und ihrer Angehörigen, infolge Pflegeaufwand, verursacht werden (6,7).

 

Eine Studie über ein telemedizinisches Betreuungsprogramm für Asthmatiker zeigte, neben der Reduktion von Symptomen und der Verbesserung der Lungenfunktion, auch eine Reduktion der Hospitalisationen. Die Hauptgründe für die Verbesserung der Krankheit sind die tägliche Lungenfunktionsmessung, die Compliance mit prophylaktischer Medikation und die unverzügliche abgestufte Reaktion bei ersten Zeichen der Verschlechterung (8). Regelmässiges Heimtelemonitoring ist akkurat und wird von Patienten als einfach oder wenig kompliziert eingestuft. 87.1 % waren nach Beendigung einer einjährigen Studie sehr an weiterem Heimtelemonitoring interessiert (9). In einem Jahr werden auch die ersten Resultate des beschriebenen Betreuungsprogramms für Patienten mit chronischer Lungenerkrankung vorliegen.

 

Bericht von K. Schaffner (Medgate, Basel), O. Giovanoli (Medgate, Basel), G. Businger (CSS Versicherung, Luzern), R. Neuhaus (KPT/CPT Krankenkasse, Bern), M. Muffler (Sanitas Krankenersicherung, Zürich) und S. Reichlin (Medgate, Basel).


 
Referenzen
1 SAPALDIA, Schweiz. med. Wschr. 1998;128:150-161.
2 Thomas D. Szucs: Kosten-Nutzen-Überlegungen zur Asthmabehandlung. Schweiz Med Forum 2002;20:485-486.
3 Nick R. Anthonisen. Epidemiologiy and the lung health study. Eur Respir Rev 1997;7:20-3.
4 Thomas D. Szucz, H. Anderhub and M. Rutishauser.: The economic burden of asthma: direct and indirect costs in Switzerland Eur. Respir. J. 13: 281–286, 1999
5 Julian F. Guest.:Dis Man Health Outcomes 1999; 5:93-100.
6 Michael Gonon, Markus Solèr et al.: Schweiz Med Wochenschr 1999;129:519–25.
7 J Bourbeau, M. Julien et al.: Reduction of Hospital Utilisation in Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease: A Disease Specific Self-Management Intervention. Arch Intern Med 2003; 163(5):585-91
8 F Kokubu, S Nakajima et. Al: Hospitalisation reduction by an asthma telemedicine system. Japanese Journal of Allergology (Aerugi) 2000; 49:19-31.
9 Joseph Finkelstein, Manuel R. Cabrera and George Hripcsak: Internet-Based Home Asthma Telemonitoring. Can Patients handle the Technology? Chest 2000; 117:148-155.



 
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