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Malignes Pleuramesotheliom: Notwendigkeit einer multidisziplinären Beratung und Chancen einer Behandlung

Auch wenn man den Rückgang der Asbestexposition, insbesondere seit dem Verbot des industriellen Gebrauchs von Asbest berücksichtigt, wird sich die Häufigkeit des Auftretens des malignen Mesothelioms wegen der langen Latenzzeit von 30-40 Jahren bis in die Jahre 2015 bis 2020 noch verdoppeln 1. Patienten bemerken zuerst meist Atemnot und im Röntgenbild zeigt sich eine pleurale Verdickung oder ein Pleuraerguss. Gelegentlich sind Thoraxschmerzen vorhanden. Zur eindeutigen Sicherung der Diagnose wird eine thorakoskopische Pleurabiopsie benötigt.

 

Bis vor kurzem gab es keine allgemein akzeptierte Standardbehandlung des malignen Mesothelioms der Pleura und viele Ärzte beschränkten sich auf eine alleinige symptomatische Therapie. Kürzlich konnte eine lebensverlängernde Wirkung einer Kombinationschemotherapie mit Cisplatin und Pemetrexed (Alimita) oder Raltitrexed (Tomudex) gegenüber einer alleinigen Cisplatin-haltigen Chemotherapie bewiesen werden. Ebenfalls wurde gezeigt, dass das Tumoransprechen mit einer Kombination von Cisplatin und Pemetrexed (Alimta) mit 41% deutlich grösser war als mit 17% durch Cisplatin allein und dass die Lebensqualität von den Patienten mit dieser Kombinationschemotherapie gegenüber alleiniger Cisplatintherapie deutlich besser eingeschätzt wurde 2.

 

Für ausgewählte Patienten mit wenig fortgeschrittener Erkrankung bietet eine radikale Operation mittels extrapleuraler Pneumonektomie, verbunden mit einer Chemotherapie und allenfalls Radiotherapie die einzige Chance für ein Langzeitüberleben. Wegen den guten Erfahrungen mit einer präoperativen (neoadjuvanten) Chemotherapie beim lokal fortgeschrittenen Bronchuskarzinom und der Schwierigkeit, nach einer extrapleuralen Pneumonektomie innert 4 - 6 Wochen eine Chemotherapie zu beginnen und adäquat durchzuführen haben wir im Jahr 1999 in einem gemeinsamen Pilotprojekt zwischen der Klinik für Thoraxchirurgie und der Klinik und Poliklinik für Onkologie am Universitätsspital Zürich Machbarkeit und Wirkung der präoperativen Chemotherapie gefolgt von einer extrapleuralen Pneumonektomie gestartet. Neunzehn Patienten mit malignem Pleuramesotheliom von einer Ausdehnung, welche eine radikale Chirurgie erlaubte, wurden mit 3 Zyklen Chemotherapie mit Cisplatin und Gemcitabin (Gemzar) behandelt 3. Bei 16 Patienten konnte der Tumor mittels extrapleuraler Pneumonektomie reseziert werden. Postoperative Komplikationen traten bei 6 Patienten auf, konnten aber alle erfolgreich behandelt werden und kein Patient verstarb als Folge der Operation. Dreizehn Patienten erhielten eine postoperative Radiotherapie. Das mediane Ueberleben der Patienten war 23 Monate und zwei Patienten sind jetzt über 5 Jahre nach der Behandlung am Leben ohne Hinweis auf ein Tumorrezidiv. Diese Resultate wurden anschliessend in einer Multizenter-Studie der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung, an der 61 Patienten teilgenommen haben, bestätigt. Die Befragungen zur Lebensqualität zeigten, dass Patienten sich unter dieser intensiven Behandlung längerfristig nicht beeinträchtig fühlen. Unsere gegenwärtigen Untersuchen zielen darauf hin, die Resultate durch den Gebrauch der Kombinationschemotherapie Cisplatin und Pemetrexed (Alimta) zu verbessern und Fragen zum Stellenwert einer hochdosierten postoperativen Radiotherapie zu beantworten. Auch dies geschieht unter der Leitung des Universtätsspitals Zürich in einer Studie der Schweizerischen Arbeitsgruppe für Klinische Krebsforschung.

 

Bei der Behandlung des malignen Mesothelioms der Pleura bieten sich heute für Patienten Behandlungsmöglichkeiten an, welche die Lebensqualität und das Überleben verbessern. Damit Patienten bestmöglich beraten und behandelt werden können, ist eine multidiziplinäre Beurteilung unter Einbezug von Spezialisten aus den Fachgebieten Pneumologie, Radiologie, Medizinische Onkologie und Radio-Onkologie und Thoraxchirurgen mit grosser Erfahrung auf diesem Gebiet unerlässlich.

 

Rolf A. Stahel, Klinik und Poliklinik für Onkologie
und Walter Weder, Klink für Thoraxchirurgie, Universitätsspital Zürich

 

Referenzen:
1. Peto J, Decarli A, La Vecchia C, Levi F, Negri E. The European mesothelioma epidemic. Br J Cancer 1999;79:666-672.
2. Vogelzang NJ, Rusthoven JJ, Symanowski J, et al. Phase III study of pemetrexed in combination with cisplatin vs cisplatin alone in patients with malignant pleural mesothelioma. J.Clin.Oncol., 2003: 2636-2644.
3. Weder W, Kestenholz P, Taverna C, et al. Neoadjuvant chemotherapy followed by extrapleural pneumonectomy in malignant pleural mesothelioma. J Clin Oncol 2004;22(17):3451-7.

 

 
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19.01.2006 - ssc
 

 



 
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