Vergleich verschiedener antiretroviraler Therapien
Insbesondere aufgrund der niedrigeren Pillenzahl und der geringeren Nebenwirkungen werden bei bisher nicht antiretroviral behandelten HIV-Patienten anstatt Proteaseinhibitoren NNRTI (non-nucleoside reverse-transcriptase inhibitors) verordnet. Die folgende randomisierte Studie hat die Effektivität verschiedener, auf NNRTI basierenden, Regimes miteinander verglichen.
1216 bisher nicht antiretroviral therapierte HIV-Patienten mit einer HIV-1 RNA Plasmakonzentration von mindestens 5000 Kopien/mL wurden in die randomisierte Multizenterstudie eingeschlossen. Alle erhielten während 48 Wochen zweimal täglich je 40 mg Stavudin und 150 mg Lamivudin. Je nach Randomisierung erfolgte eine zusätzliche, tägliche Medikation mit 1x 400 mg Nevirapin, 2x 200 mg Nevirapin, 1x 600 mg Efavirenz oder eine Kombination von 400 mg Nevirapin plus 800 mg Efavirenz (höhere Dosis wegen metabolischen Interaktionen mit Nevirapin). Endpunkt war das Ausbleiben eines Therapieerfolgs (Absinken der HIV-1 RNA um weniger als 1 log10 in den ersten 12 Wochen oder zweimalige Messung von mehr als 50 Kopien/mL nach Woche 24 oder Krankheitsprogression, respektive Tod).
Behandlungsmisserfolge zeigten sich bei 43.6% unter 1x 400 mg Nevirapin, bei 43.7% unter 2x 200 mg Nevirapin, bei 37.8% unter 600 mg Efavirenz und bei 53.1% unter der Kombination der beiden Substanzen. Bezüglich HIV-1 RNA und CD4 Zellzahl nach 48 Wochen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Kombinationstherapie-Gruppe hatte klar die höchste Nebenwirkungsrate. Unter 1x 400 mg Nevirapin trat signifikant häufiger eine laborchemisch registrierte, hepatobiliäre Toxizität auf als unter Efavirenz.
Konklusion der Autoren: Beide NNRTI sind gleich effektiv, die Sicherheitsprofile sind allerdings unterschiedlich. Eine Kombination von Nevirapin mit Efavirenz ist nicht sinnvoll, da bei höherem Nebenwirkungsrisiko keine höhere Effektivität erzielt werden kann.
Lancet 2004;363:1253-1263 - F. van Leth et al
19.04.2004 - dde