Mittelohrentzündung: Sind Antibiotika doch von Vorteil?
Eine akute Otitis media ist bei Kindern häufig. Die Paukenergüsse können das Trommelfell schädigen und zu bleibenden Hörschäden führen, die operative Eingriffe notwendig machen. Eine Studie im JAMA Pediatrics zeigt, dass Antibiotika die Dauer der Paukenergüsse deutlich verkürzen kann. Ob sich dadurch auch Hörschäden und Operation verhindern lassen, bleibt offen.
In der finnischen Studie erhielten 84 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 Monaten bis 15 Jahren mit einer akuten Mittelohrentzündung für 7 Tage entweder Amoxicillin plus Clavulansäure oder Placebo. Primärer Endpunkt war die Dauer bis zum Verschwinden der Paukenergüsse, gemessen mittels Otoskopie und Tympanometrie, die zu Beginn und am Tag 3 und 7 erfolgten. Zusätzlich wurden die Eltern im Umgang mit dem Tympanometer geschult und erstellten selbst zu Hause täglich ein Tympanogramm.
In der Antibiotika-Gruppe waren die Paukenergüsse um 13.7 Tage früher verschwunden (median nach 2.7 Wochen) als in der Placebogruppe (median nach 4.7 Wochen). Der Unterschied war statistisch signifikant (p=0.02). Auch die Otoskopie zeigte um 1.4 Wochen früher wieder einen normalen Befund (p=0.02). Nach 2 Wochen wiesen 69% in der Antibiotika-Gruppe und 38% in der Placebogruppe wieder eine normale Tympanometrie auf (Number needed to treat: 3.2). Nach 60 Tagen lag bei 24% (10 Kindern) im Placebo-Arm weiterhin ein Paukenerguss vor, hingegen nur bei 5% (2 Kinder) im Antibiotika-Arm (p=0.01).
Konklusion der Autoren: Eine sofortige antibiotische Behandlung bei einer Mittelohrentzündung kann die Dauer von Paukenergüssen signifikant verkürzen und das Risiko für einen persistierenden Erguss reduzieren.
Link zur Studie
JAMA Pediatr. 2014;168(7):635-641 - Tapiainen T et al.
30.07.2014 - gem