Neuropathische Schmerzen
Pregabalin hat analgetische, antikonvulsive und anxiolytische Eigenschaften. Randomisierte, doppelblinde Untersuchungen haben bereits belegt, dass Pregabalin neuropathische Schmerzen gegenüber Placebo signifikant reduzieren kann. Der Wirkstoff wird in der Schweiz voraussichtlich in den nächsten Monaten auf den Markt kommen, und zwar für die Indikationen postherpetische Neuropathie und diabetische periphere Neuropathie. Am AAN Meeting 2005 wurden verschiedene Studien präsentiert, welche die Effektivität und die Geschwindigkeit der Analgesie für verschiedene Indikationen weiter evaluiert haben.
Pregabalin führt zu einer raschen und anhaltenden Schmerzlinderung bei postherpetischen neuropathischen Schmerzen
173 über 18-jährige Patienten mit neuropathischen Schmerzen seit mehr als 3 Monaten nach Abheilung eines Herpes Zoster Exanthems wurden in die Studie eingeschlossen. Die Patienten erhielten entweder Placebo oder Pregabalin (150 mg Tag 1-3, 300 mg Tag 4-7 und danach täglich 600 mg bei CL (Kreatininclearance) > 60 mL/min und 300 mg bei CL < 60 mL/min) für 7 Wochen. Primärer Endpunkt war die Schmerzreduktion, quantifiziert als Mittelmass des Wertes der letzten sieben Tage auf einer numerischen Skala zwischen 0 und 10. Beurteilt wurde auch die Anzahl Nebenwirkungen.
Patienten unter Pregabalin erreichten ein hoch signifikant tieferes Schmerzniveau als Patienten unter Placebo. Eine anhaltende Schmerzreduktion zeigte sich bei 25% der mit Pregabalin Behandelten am Tag 1 und bei 50% am Tag 2 oder 3. Pregabalin wurde gut toleriert. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schwindel und Somnolenz.
Fazit: 50% der Patienten mit einer PHN erreichen durch die Einnahme von 300 mg Pregabalin täglich bereits ab dem zweiten Tag eine anhaltende Schmerzreduktion, bei 600 mg täglich ab dem dritten Tag.
Pregabalin Has Rapid Onset of Sustainable Pain Relief in a Study of Post-Herpetic Neuralgia. Teresa Griesing, Joao Siffert, Robert H. Dworkin, Rochester, NY, Richard Chambers, New York, NY
Pregabalin ist ein sicherer und effektiver Wirkstoff zur Therapie von chronischen zentralen, neuropathischen Schmerzen nach Rückenmarksverletzung
137 Patienten mit der Diagnose „zentrale neuropathische Schmerzen“ nach einer nicht progressiven Rückenmarksverletzung wurden in die Studie eingeschlossen. Eine Woche lang dauerte die Beobachtungsphase, danach begann die 12-wöchige Doppelblindphase, wo die Teilnehmer entweder aufsteigend dosiert 150, 300 respektive 600 mg Pregabalin (BID) oder Placebo erhielten. Primärer Endpunkt war die Schmerzintensität auf einer Skala zwischen 0 (keine Schmerzen) und 10 (maximaler Schmerz).
Nach 12 Wochen Therapie lag die Schmerzintensität unter Placebo bei 6.2, unter Pregabalin bei 4.7. Dieser Unterschied war hoch signifikant (p<0.001). In der Pregabalingruppe betrug die Responderrate (30% Verbesserung) 42% versus 16.4% unter Placebo. Die schmerzbedingten Schlafstörungen sowie das PGIC-Score verbesserten sich unter Pregabalin im Vergleich zu Placebo signifikant. Häufigste unerwünschte Symptome waren Somnolenz, Schwindel, Asthenie, trockener Mund, Obstipation, Oedeme und Amnesie.
Fazit: Diese Daten zeigen, dass Patienten mit chronischen zentralen, neuropathischen Schmerzen nach Rückenmarksverletzung von der Therapie mit Pregabalin signifikant profitieren.
Pregabalin Safely and Efficaciously Treats Chronic Central Neuropathic Pain after Spinal Cord Injury. Phillip J. Siddall, Michael Cousins, Sydney, Australia, Andreas Otte, Freiburg, Germany, Kem Phillips, Teresa Griesing, New York, NY
Langzeitbehandlung mit Pregabalin bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen und solchen mit Fibromyalgie
Zur Beurteilung der Langzeiteffektivität und –sicherheit wurde eine open label Studie lanciert, in die insgesamt 106 Patienten, 45 mit einer diabetischen peripheren Neuropathie (DPN), 36 mit einer postherpetischen Neuropathie (PHN) und 25 mit einer Fibromyalgie, eingeschlossen wurden. Alle Patienten hatten therapieresistente neuropathische Schmerzen. Die Patienten erhielten zwischen 150 und 600 mg Pregabalin, zusätzliche Medikationen, auch Gabapentin, waren erlaubt. Dreimonatlich erfolgte eine Pregabalin-Therapiepause, wonach die Patienten dann berichteten, ob und wie stark sich die Schmerzen zurückgemeldet haben. Wenn die Schmerzen während diesen Pausen nicht zunahmen, wurde Pregabalin nicht weiter verabreicht.
Endpunkte waren Schmerzintensität auf einer visualisierten 100 mm Analogskala (VAS), wöchentlich und am Ende der Pregabalin-Therapiepausen gemessen, sowie die Ansprechrate. Der Follow up betrug 15 Monate.
Nach der Wiederaufnahme der Studienmedikation sank die Schmerzintensität jeweils wieder auf das Niveau vor Therapiepause. Die mittleren Schmerzen lagen bei Einschluss zwischen 72.6 und 74.5 mm auf der VAS. Unter Pregabalin reduzierten sich die Schmerzen um 25.4 mm bei DPN, um 23.2 mm bei PHN und um 22.3 mm bei Fibromyalgie. Die Ansprechrate (Verbesserung >30%) betrug nach 15 Monaten 54.6% bei DPN, 41.2% bei PHN und 45.8% bei Fibromyalgie. Pregabalin wurde gut toleriert, die meisten Nebenwirkungen waren milder oder moderater Natur.
Fazit: Patienten mit DPN, PHN oder Fibromyalgie, welche auf andere analgetische Medikamente nicht angesprochen hatten, erfuhren über eine Zeit von 15 Monaten eine signifikante Schmerzlinderung durch die Einnahme von Pregabalin.
Long-Term Treatment of Neuropathic Pain and Fibromyalgia Syndrome with Pregabalin in Treatment-Refractory Patients. Joao Siffert, Robert H. Dworkin, Rochester, NY, Uma Sharma, Ann Arbor, MI, Brett Stacey, Portland, OR, Richard Chambers, New York, NY
Duloxetin bei peripherer diabetischer Neuropathie
Duloxetin ist ein selektiver Serotonin und Norepinephrin Wiederaufnahmehemmer, der in der Schweiz zur Zeit nicht zugelassen ist. Am AAN 05 wurde eine randomisierte Studie präsentiert, die die Effektivität von Duloxetin bei diabetischer Neuropathie untersucht hat.
348 Diabetiker mit einer bilateralen peripheren Neuropathie wurden in die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Multizenterstudie eingeschlossen. Sie erhielten während 12 Wochen entweder Placebo, Duloxetin 60 mg täglich oder Duloxetin 60 mg zweimal täglich. Primärer Endpunkt war die wöchentlich ermittelte mittlere Schmerzintensität über 24 Stunden.
Verglichen mit Placebo profitierten die Patienten signifikant von Duloxetin (p<0.001), von der täglichen Einnahme im gleichen Ausmass wie von der zweimal täglichen Einnahme. Die am häufigsten aufgetretenen Nebenwirkungen waren Nausea (19%) und Somnolenz (12.1%). Therapieabbrüche waren unter Duloxetin signifikant häufiger als unter Placebo (12.1% versus 2.6%).
Fazit: Duloxetin ist in der Therapie der peripheren Neuropathie bei Diabetikern effektiv und sicher.
A Double-Blind, Multicenter Trial Comparing Duloxetine with Placebo in the Treatment of Diabetic Peripheral Neuropathic Pain. Joachim F. Wernicke, Joel Raskin, Yili Lu Pritchett, Fujun Wang, Deborah N. D'Souza, Amy L. Waninger, Indianapolis, IN
In einer Replik von M. J. Polydefkis, Baltimore, kam jedoch zum Ausdruck, dass die Substanz whs. nicht effektiver ist als sich zur Zeit auf dem Markt befindliche Präparate.
|
Mediscope |
|
19.04.2005 - dde |
|
|
|