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Moderne integrative Krebsbehandlung

Im Rahmen der 2. Zürcher Präventionsmesse vom 4. – 6. November 2006 im Hauptbahnhof Zürich hat die Aeskulap-Klinik in Brunnen zu einer Informationsveranstaltung rund um das Thema der ganzheitlichen Behandlung von Krebserkrankungen eingeladen. Über 300 Betroffene, Angehörige und Interessierte nahmen am Symposium teil.

 
 

Die Aeskulap-Klinik, ein öffentliches Akutspital in Brunnen am Vierwaldstättersee, wurde 1990 als erstes Zentrum für Biologische Ganzheitsmedizin eröffnet. Die Patienten werden von einem interdisziplinären Team von 20 Ärzten und Zahnärzten sowie 2 Psychologinnen betreut. Der Grundsatz der Klinik lautet: „Das eine tun und das andere nicht lassen“ – eine Verbindung von Schulmedizin und Komplementärmedizin. Die Basis des Behandlungskonzepts bildet die Schulmedizin gemäss aktuellem Wissen in Diagnostik und Therapie. Erweitert wird diese durch individuelle, ganzheitsmedizinische, möglichst naturgerechte, regulative Behandlungen. Einer der fachmedizinischen Schwerpunkte liegt auf der Onkologie, der Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen.

 

Die integrative Behandlung

Prof. Dr. med. Marcus Schuermann, Leiter Onkologie an der Aeskulap-Klinik, erklärt das Konzept der integrativen Krebsbehandlung. Am Anfang steht eine ausführliche, individuelle Beratung von Betroffenen in Form eines längeren Gesprächs. Dabei offeriert der behandelnde Arzt eine neutrale, unabhängige Zweitmeinung. Neben der konventionellen Diagnostik mit Ultraschall, Röntgen, CT, MRI und Szintigraphie wird auch eine komplementärmedizinische Diagnostik angeboten.

 

Die Therapie der Abteilung für Onkologie umfasst einerseits die klassischen schulmedizinischen Behandlungen wie Chemotherapie und Antikörpertherapie. Andererseits wird aber auch sehr viel Wert auf unterstützende Massnahmen wie Hyperthermie, Schmerztherapie, Physiotherapie, Transfusionen und psychologische Führung gelegt. Auch komplementärmedizinische Verfahren wie die Akupunktur, Neuraltherapie, orthomolekulare Medizin und Phytotherapie sind integrativer Bestandteil der ganzheitlichen Behandlung. Abgerundet wird das Ganze durch eine onkologische Fachpflege. Letztlich ist der Aufbau eines Netzwerkes zwischen Spitälern, Hausarzt, weiteren Spezialisten und Spitex von grosser Bedeutung für den krebskranken Patienten.

 

In der medizinischen Welt besteht ein relativ tiefer Graben zwischen Schulmedizin und Komplementärmedizin. Die Ganzheitsmedizin versucht gemäss Prof. Schuermann, eine Brücke zwischen diesen beiden Strategien zu schlagen, das heisst, die an Studienergebnissen orientierte Schulmedizin anzuwenden, ohne auf die Vorteile der Komplementärmedizin zu verzichten. Ein Ziel der Ganzheitsmedizin ist es, die Lebensqualität zu erhalten (z.B. Nebenwirkungen lindern), ohne Kompromisse in der notwendigen  schulmedizinischen Behandlung eingehen zu müssen. Dabei soll der Patient im Mittelpunkt stehen und seine Meinungen und Präferenzen sind für wichtige Entscheide ausschlaggebend. Nicht zu verwechseln ist diese Strategie mit der Alternativmedizin, wo die Standardtherapie durch andere Verfahren ersetzt wird.

 

Ganzheitliches Verständnis der Krebserkrankung

„Im Bereich der chronischen Erkrankungen, insbesondere den Krebsleiden, haben wir als forschende Mediziner in den letzten 30 Jahren nicht sehr viel erreicht“, so die etwas provokative Aussage von Prof. Dr. med. Ben Pfeifer, Direktor Klinische Forschung an der Aeskulap-Klinik. Heute sterben an den häufigen Krebserkrankungen gemäss Referent mindestens so viele Leute wie vor 30 Jahren. Die in den Medien als grosse Durchbrüche beschriebenen Erfolge sind in Wirklichkeit nicht ausreichend. Die Häufigkeit von Krebserkrankungen ist in der Gesellschaft insgesamt zunehmend, nicht zuletzt sicher auch durch eine verbesserte Diagnostik. Wir werden zwar immer älter, sind aber immer länger krank.

 

Eine wichtige Message von Prof. Pfeifer ist: „Krebs ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, aber nicht jeder stirbt an seinem Krebs“. Nur etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen sind unheilbar. Die 5-Jahres-Überlebensarte in den USA hat sich von 1975 bis 2003 von 51% auf 63% verbessert. Die Art und Ausdehnung des Krebses spielt eine wichtige Rolle für die Therapie und Prognose: der Hodenkrebs des Mannes zum Beispiel kann durch Chemotherapie sehr gut angegangen werden, wohingegen die Prognose zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenkrebs nach wie vor sehr schlecht ist.

 

Die ganzheitliche Medizin sieht die Krebsgeschwulst nicht als lokales Problem, sondern als Zeichen einer Erkrankung, welche den ganzen Körper betrifft. Der Tumor bildet sich aus Sicht des Referenten nicht in einem ansonsten „gesunden“ Organismus. Damit versteht sich auch von selbst, dass die Beseitigung des Krebses durch Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie nur ein Teil der Therapie und nicht gleichzusetzen mit „Heilung“ ist. Viele Patienten erleben nach radikaler Operation ein Wiederaufflackern des Krebses. Die integrative Behandlung der Krebserkrankung besteht nicht nur in der Reduktion der Tumormasse, sondern auch in der Stärkung von spezifischen und unspezifischen Faktoren der Tumorabwehr. Dabei spielen der Ausgleich des Säure-Basen Haushalts, soziale und psycho-onkologische Massnahmen sowie eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil eine wesentliche Rolle.

 

Psychologische Aspekte in der Onkologie

Eine Krebserkrankung betrifft nicht nur den Betroffenen selbst, sondern seine ganze Familie, sein ganzes Umfeld. Frau lic. phil. Nicoletta Gay, Psychologin an der Aeskulap-Klinik, berichtet über ihre Vergehensweise und Erfahrungen in der psychologischen Begleitung Krebskranker.

 

Der erste Schritt in der Verarbeitung einer solchen Erkrankung ist das Realisieren und Akzeptieren der Tatsachen. Erst dann ist das Informieren, Reagieren und Auseinandersetzen mit der Krebserkrankung möglich. Die Aufgabe der psychologischen Begleitung ist die Unterstützung des Patienten in diesen Prozessen. Die Basis für eine Zusammenarbeit zwischen den Behandelnden und dem Patienten ist, dass er sich in seiner Umgebung verstanden fühlt. Nur so kann er seine Ängste, seine Wut und andere Gefühle zum Ausdruck bringen und „loswerden“. Der Weg des Betroffenen, sich auszudrücken, kann verschiedene Gesichter haben: Gespräche, Tanz und Malen gehören dazu.

 

Die Art der psychologischen Unterstützung hängt davon ab, in welcher Situation und welchem Stadium der Erkrankung sich ein Patient befindet. Ein zentraler Punkt im Umgang mit Krebserkrankungen ist die Mobilisation von Kraft und positiven Gedanken, welche in jedem auch noch so kranken Menschen stecken.

 

Der Stellenwert der Zahnmedizin bei Tumorerkrankungen

Gemäss Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo, Leiter Zahnmedizin, hat der Zahnarzt beim Krebskranken im wesentlichen vier spezielle Aufgaben zu erfüllen:

  • 1. Die Prävention von Tumorerkrankungen der Mundhöhle: Den Patienten darauf aufmerksam machen, wenn im Mund-Rachen Raum Risikofaktoren für Tumorerkrankungen vorliegen. Genau so wichtig ist es, einen Tumor früh zu erkennen: 70% der Schweizer sehen den Zahnarzt mindestens einmal pro Jahr. Deshalb kommt dem Zahnarzt bei der Früherkennung oraler Schleimhaut- und Knochentumoren eine wichtige Rolle zu.
  • 2. Unterstützung bei Behandlungen von Tumoren: Wenn Bestrahlungen im Kopf- und Halsbereich oder Chemotherapien durchgeführt werden, müssen vorausgehend Erkrankungen der Mundhöhle behandelt werden, um Folgeschäden der Tumortherapie vorbeugen zu können.
  • 3. Entlastung der körpereigenen Immunabwehr von chronischen Infektionen im Mundbereich bei „Gesunden“ und Krebskranken.
  • 4. Nachbetreuung von Patienten mit Tumorleiden, die die frühzeitige Erkennung eines Neuauftretens des Tumorleidens bzw. von Metastasen im Mundbereich sowie die Behandlung von Folgeerscheinungen der Tumorbehandlung wie Mundtrockenheit nach Strahlentherapie umfasst.

Ein ganz wichtiger Beitrag der Zahnmedizin ist also die Früherkennung von Mundtumoren, in der Primär- oder Sekundärprävention.

 

Diskussionsrunde

Im Anschluss an die Referate sind die Experten dem Publikum für Fragen zur Verfügung gestanden. In der angeregten Diskussion wurden ganz spezifische, aber auch sehr allgemeine Probleme besprochen. Von allgemeinem Interesse zum Beispiel dürfte sein, dass in der Aeskulap-Klinik zwar selbst keine Operationen durchgeführt werden, jedoch eine enge Zusammenarbeit mit chirurgischen Kliniken besteht. Eine interessante Frage nach dem Unterschied zu anthroposophisch ausgerichteten Kliniken hat Prof Schuermann folgendermassen beantwortet: „Die Aeskulap-Klinik hat kein eigenständiges Weltbild im engeren Sinne, sondern will eine individuelle Therapie mit Berücksichtigung der Schul- und der Komplementärmedizin anbieten“. Nicht der Streit um die richtige Medizin sei entscheidend, sondern das Praktizieren einer guten Medizin zum Wohle des Patienten.

 

Die Einladung zum Apéro im Foyer kündigte das Ende der Veranstaltung an.

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10.11.2006 - dde

Mit freundlicher Unterstützung der Aeskulap-Klinik

 
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