Diastolische Dysfunktion und Herzinsuffizienz
Einleitung
Definition
Kontinuum von abnormaler LV-Relaxation bis zur diastolischen Herzinsuffizienz
- Abnormale LV-Relaxation: abnormale LV-Relaxation/-Füllung, normale Belastungs-Kapazität (Echo-Befund)
- Diastolische Dysfunktion: erhöhter LV-Füllungsdruck, verminderte Belastungs-Kapazität
- Diastolische Herzinsuffizienz: erhöhter LV-Füllungsdruck, verminderte Belastungs-Kapazität und Herzinsuffizienz-Symptome (Flüssigkeits-Retention)
- LVEF > 50% = „Herzinsuffizienz mit erhaltener systolischer Funktion" 33%; >70-jährig: 50%
- hauptsächlich Frauen haben Herzinsuffizienz mit erhaltener systolischer Funktion (80%)
- Ältere Patienten mit diastolischer Dysfunktion Funktion
Prävalenz der diastolischen Herzinsuffizienz
- 40-60% der Patienten mit Herzinsuffizienz haben eine normale LVEF (> 50%)
- Prävalenz mit zunehmendem Alter steigend
- <50-jährig: 15%; 50-70-jährig: auch ohne LV Hypertrophie und Hypertonie
Chronisch progressive Erkrankung
- Mortalität: »30%/ 5 Jahren
- Morbidität: »50% Hospitalisationen/ 5 Jahren
Zentraler Faktor in der Progression der Herzinsuffizienz: Neurohumorale Stimulation
Aetiologie der Diastolischen Dysfunktion
- Chronische arterielle Hypertonie
- Hypertensive Kardiomyopathie mit supranormaler LVEF
- Hypertrophe Kardiomyopathie
- Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) - Hypertrophe, nicht obstruktive Kardiomyopathie
- Aortenstenose mit erhaltener LVEF
- Ischämische Kardiomyopathie
- Restriktive Kardiomyopathie
- Idiopathisch - Infiltrative Kardiomyopathien (Amyloidose)
Allgemeine therapeutische Massnahmen
Behandlung reversibler kardialer Dysfunktion
- Strikte Behandlung der arteriellen Hypertonie
- Reduktion des CHF Risikos um 40-50%
- Salzrestriktion
- Frequenzkontrolle bei Tachyarrhythmie (spez. VHFlimmern/-Flattern)
Ursachen der rezidivierenden Dekompensationen
- Non-Compliance bei der medikamentösen Therapie
- Nichteinhalten der Salzrestriktion
- Infektiöse Erkrankungen (viral und bakteriell)
- Schmerzmittel (NSAR, Cox-2 Inhibitoren), Kortikosteroide
Wichtige supportive Massnahmen
- Tägliches Wägen; melden einer Gewichtsveränderung von mehr als 2 kg / 3 Tagen
- Proaktive Kontrolle: Disease Management
Medikamentöse Therapie und wichtige Nebenwirkungen
Diuretika
Ziel: ZVD (Jugularis interna rechts) von 7-8 cm H2O
- Adäquate Verwendung von Diuretika für CHF-Therapie entscheidend
- Vorsicht: Bei Patienten mit kleinen, steifen Herzen und diastolischer Dysfunktion führt übermässige Reduktion des ZVD (Vorlast) zu Hypotonie und Niereninsuffizienz
- Aufgrund pathophysiologischer Überlegungen nur in Kombination mit einem ACE-Inhibitor/ Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonist
- Torasemid bei dekompensierter Herzinsuffizienz effektiver als Furosemid
- Bei dekompensierter CHF per os Medikation häufig ungenügend: i.v. Therapie notwendig
ACE-Hemmer
Keine prospektiven Herzinsuffizienz-Studien, die einen günstigen Effekt von ACE-Hemmern auf die Mortalität oder Morbidität bei diastolischer Dysfunktion beweisen
Aber
- In der HOPE Studie (Heart Outcomes Prevention Evaluation Study) reduzierte Ramipril das Auftreten von Herzinsuffizienz um 22% (p<0.01)
- ACE-Hemmer sind günstig bei Behandlung der hypertensiven Kardiopathie (Regression LVH
- Empirische Therapie aufgrund pathophysiologischer Überlegungen ws. günstig
- Speziell bei Verwendung von Diuretika - Aktivierung RAS - Vermehrte Fibrose
- In retrospekiven Studien Verbesserung der Morbidität aber nicht der Mortalität
Nebenwirkungen/Komplikationen
- Arterielle Hypotonie:
- Meist Aktivierung des RAS bei vorgängig schneller, (zu) starker Diurese
- Niereninsuffizienz:
- Risikofaktoren: Aktivierung des RAS, Nierenarterien-Stenosen, NSAR, Cox-2 Inh. - Mässige Erhöhung des Kreatinins (max. 50-100% des Ausgangswertes; max. 250-350 mmol/L) akzeptabel, sofern kein path. Anstieg des Serum-Kaliums
Angiotensin II – Rezeptor – Blocker (ARB)
- In der prospektiven, plazebo-kontrollierten CHARM-Studie reduzierte Candasartan bei Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener LV Funktion (LVEF > 40%) die
- herzinsuffizienz-bedingte Hospitalisationen, - nicht aber der kombinierte, primäre Endpunkt (Mortalität oder CHF Hosp.; p = 0.051 adj.)
- ARBs, resp. Candesartan, sollten darum für die Behandlung der diastolischen Dysfunktion in Betracht gezogen werden
Nebenwirkungen
- Hypotension: Gleich wie ACE-Hemmer
- Niereninsuffizienz: Gleich wie ACE-Hemmer
Beta-Blocker
Keine prospektiven Studien, die einen günstigen Effekt von b-Blocker auf die Mortalität oder Morbidität bei diastolischer Dysfunktion beweisen.
Aber b-Blocker
- reduzieren die Herzfrequenz und verbessern die LV-Füllung (speziell bei körperlicher Belastung und bei Vorhofflimmern); Ziel-Herzfrequenz 60-70/Min. in Ruhe
- vermindern die Hypertonie-induzierte LV Hypertrophie
- vermindern Ischämie-induzierte diastolische Dysfunktion
Kalziumkanal-Blocker
Keine prospektiven Studien, die einen günstigen Effekt von Kalziumkanal-Blockern auf die Mortalität bei diastolischer Dysfunktion beweisen.
Aber Kalziumkanal-Blocker (Verapamil und Diltiazem)
- haben einen direkten, Relaxations-verbessernden Effekt und scheinen die Morbidität zu vermindern
- reduzieren die Herzfrequenz und verbessern die LV-Füllung (insbesondere auch bei Vorhofflimmern)
- bei Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie vermindert Verapamil die Mortalität
Weitere Medikamente
Nitrate
- Reduzieren die Vorlast und führen so zu einer günstigen Beeinflussung der LV Druck-Volumen-Beziehung und zu einer allfälligen myokardialen Ischämie
- Nebenwirkungen: Vorsicht: Bei Patienten mit kleinen, steifen Herzen und diastolischer Dysfunktion führt übermässige Reduktion des ZVD (Vorlast) zu Hypotonie und Niereninsuffizienz
Aldosteron-Antagonisten
- Reduktion der myokardialen Fibrose möglich, aber keine prospektiven Daten bei Patienten mit diastolischer Dysfunktion
Digoxin
In der Regel bei diastolischer Dysfunktion kontraindiziert
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16.06.2005 - dde |
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