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Infusionstherapien
Fehler in der Flüssigkeits- und Elektrolyttherapie gehören zu den häufigsten Fehlern überhaupt. Die grundsätzlichen verschiedenen Lösungen sind im Wesentlichen seit Jahren dieselben. Die relativ hohen Kosten für Entwicklung und Registrierung neuer Lösungen bieten wenig Anreize für die Industrie, solche zu entwickeln.
Wichtigste Punkte, die bei der Infusionstherapie zu beachten sind
Erbsünde der Infusionstherapie ist das unphysiologische Na:Cl Verhältnis.
NaCl 0,9% sollte bei Gabe von mehr als 2L nur unter Kontrolle des Chlorids gegeben werden. Die Folgen der Hyperchlorämie sind metabolische Azidose, Dysfunktion der Magen- Darmbarriere, verminderte Mucosaperfusion, hämodynamische Instabilität, erhöhter Transfusionsbedarf, erhöhte Radikalenbildung und damit Proinflammation, verlängerter Spitalaufenthalt, erhöhte Mortalität.
Glucose 5% bedarf der strengen Indikationsstellung. Gefahr des interstitiellen Ödems und der Zellschwellung!
Kaliumbedarf und spezielle Elektrolyte sollten individuell substituiert werden.
Die Infusionslösung muss nicht zwingend „physiologisch“ sein, sondern sollte physiologische Verhältnisse wieder herstellen.
Kristalloide (Ringer Laktat, NaCl 0,9%, Ringer Lösung) und Kolloide (Gelatine, Hydroxyethylstärke [HES], Dextran, Humanalbumin) sind gleichwertig in der Volumenersatztherapie. Allerdings haben Studien vor allem HES der 1. Generation untersucht! Neue Studien sind gefordert.
Kristalloid der Wahl zur Standardtherapie ist Ringerlaktat.
Kolloid der Wahl ist ein niedrig molekulares HES mit hohem C2:C6 Verhältnis (HES der 3. Generation). Vorteile: Bei Sepsis mit capillary leak zeigt HES nahezu keinen Übertritt ins Interstitium (Gelatine, Dextran und Humanalbumin treten leicht aus, da sie ein niedriges Molekulargewicht haben); geringere Mikroalbuminurie; im Vergleich zu Gelatine findet sich mit ein höherer Oxygenisierungsindex; Reduktion der endothelialen Aktivität.
Humanalbumin zeigt keinen Mortalitätsnachteil Quellen: NEJM 2004;350: 2247-2256 / Ann Surg 2003;236:319-334 / Ann Intern Med 2001;135:149-164
FFP ist kein Volumenersatzmittel, die Indikationsstellung muss streng nach Gerinnungsrichtlinien gestellt werden.