Schweizer Gesundheitswesen schneidet im internationalen Vergleich gut ab.
Im Rahmen der International Health Policy Survey 2016 wurden auch 1520 Personen ab 18 Jahren in der Schweiz befragt. Im internationalen Vergleich wird die medizinische Versorgung in der Schweiz am häufigsten als hervorragend oder sehr gut beurteilt (65.65%). Zu denken geben sollte aber die schlechtere Erreichbarkeit einer ärztlichen Behandlung an Wochenenden oder Feiertagen. Im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2010 sank dieser Wert von 42.1% auf 27.7%.
Die internationale gesundheitspolitische Erhebung «International Health Policy Survey» des Commonwealth Fund 2016 befragt Personen ab 18 Jahren zu ihren Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem in elf Ländern (Australien, Kanada, Neuseeland, Grossbritannien, Vereinigte Staaten, Deutschland, Niederlande, Frankreich, Norwegen, Schweden, Schweiz).
Im vorliegenden Bericht werden die Ergebnisse der Befragung 2016 mit jenen aus dem Jahr 2010 verglichen. In der Schweiz nahmen im Jahr 2010 1306 Personen und im Jahr 2016 1520 Personen an der Umfrage teil.
Grundversorgung
89,9% der Befragten in der Schweiz haben eine Hausärztin bzw. einen Hausarzt oder ein Gesundheitszentrum, das sie normalerweise für ihre medizinische Versorgung aufsuchen. Allerdings scheint in den letzten
Jahren die Grundversorgung weniger leicht erreichbar zu sein. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist in der Schweiz im Jahr 2016 der Anteil der Befragten, die eine ärztliche Behandlung am Abend, am Wochenende oder an Feiertagen sehr leicht oder ziemlich leicht erhalten, von 42,1% auf 27,7 zurückgegangen.
Auch der Verlauf der Konsultationen bei Hausärztinnen und Hausärzten wurde im Jahr 2016 kritischer beurteilt. Gaben im Jahr 2010 noch 89.1% der Befragten an, dass die Ärztin oder der Arzt die Krankengeschichte gut kennt, waren es im Jahr 2016 noch 77.1%.
Spezialisten
Der Anteil der Befragten in der Schweiz, die in den letzten zwei Jahren eine Spezialistin oder einen Spezialisten aufgesucht haben bzw. aufsuchen mussten, hat sich von 43,7% im Jahr 2010 auf 54,2% im Jahr 2016 erhöht. Der Anteil Personen, die in den letzten zwölf Monaten mindestens zwei Ärztinnen und Ärzte aufgesucht haben, ist ebenfalls von 44,9% auf 56,8% gestiegen. Im internationalen Vergleich verzeichnet die Schweiz einen besonders hohen Anstieg bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.
Die Wartezeiten für einen Termin bei Spezialisten sind gegenüber 2010 angestiegen. Trotzdem schneidet die Schweiz im Ländervergleich hier gut ab. Mit 73,2% der betroffenen Patientinnen und Patienten, die einen Termin innerhalb von weniger als einem Monat erhalten, ist die Schweiz 2016 das Land mit den kürzesten Wartezeiten. Die Schweiz nimmt ausserdem den zweiten Rang der Länder mit den kürzesten Wartezeiten vor einer nicht-notfallmässigen oder planbaren Operation ein (59,3% der betroffenen Befragten werden innerhalb von weniger als einem Monat operiert).
Gesundheitsausgaben
Zwischen 2010 und 2016 hat sich der Anteil der Befragten in der Schweiz, die aus finanziellen Gründen auf medizinische Leistungen verzichtet haben, von 10,3% auf 22,5% erhöht. Damit ist die Schweiz das zweithäufigste Land, in welchem solche Schwierigkeiten festgehalten werden. Mit 45,9% der Befragten, die für ihre Familie mindestens 1.000 Dollar Gesundheitsausgaben getätigt haben, die nicht durch eine Versicherung gedeckt sind, ist die Schweiz das Land mit den höchsten Out-of-Pocket-Zahlungen. Dies
kann teilweise erklären, dass finanzielle Barrieren den Zugang zur Gesundheitsversorgung behindern.
Fazit
Trotz dieser Entwicklungen haben die Befragten in der Schweiz, die ihr Gesundheitssystem bereits im Jahr 2010 eher positiv beurteilt hatten, eine noch bessere Meinung im Jahr 2016: Der Anteil der Befragten, die angeben, das Gesundheitssystem funktioniere im Grossen und Ganzen gut und nur geringfügige Änderungen seien notwendig, ist von 46,4% im Jahr 2010 auf 58,6% im Jahr 2016 gestiegen. Ausserdem ist die Schweiz das Land, in dem die Befragten die Qualität der medizinischen Versorgung am häufigsten
als hervorragend oder sehr gut beurteilen (65,6%).
Quelle Obsan
06.12.2016 - fgr