FMH-Ärztestatistik: Frauen- und Ausländeranteil als Schlüsselfaktoren, Gefälle bei Ärztedichte
Im vergangenen Jahr waren gemäss FMH-Ärztestatistik insgesamt 35‘325 Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz berufstätig. Dabei nimmt der Frauenanteil auch weiterhin kontinuierlich zu: Dies wirkt sich auf die Altersstruktur aus und manifestiert sich auch in der Wahl der medizinischen Fachrichtungen.
Weiter weist die FMH-Ärztestatistik einen erneuten Anstieg des Anteils an Medizinalpersonen mit einem ausländischen Arztdiplom sowie grosse Unterschiede zwischen Stadt und Land bei der Ärztedichte nach. Aus Sicht der FMH ist eine Erhöhung der Medizinstudienplätze notwendig, um auch künftig die medizinische Versorgung in der Schweiz sicherzustellen.
Im Jahr 2015 waren 35‘325 Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz berufstätig. Im Vergleich zum Vorjahr nahm damit ihre Zahl um 977 Personen zu, wie die heute in der Schweizerischen Ärztezeitung veröffentlichte FMH-Ärztestatistik aufzeigt. Der Anstieg der Ärztezahl ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sich Frauen seit einigen Jahren vermehrt für die medizinische Laufbahn entscheiden. Obwohl die Männer mit 59,6 Prozent nach wie vor die Mehrheit stellen, nimmt der Frauenanteil prozentual stärker zu: Von 2010 bis 2015 waren es 31,6 Prozent, im Vergleich zu den 8,4 Prozent bei den Männern. In den Altersklassen unter 40 Jahren sind die Frauen in der Überzahl, ab dem 40. Lebensjahr kippt das Verhältnis zugunsten der Männer. Dieses Phänomen dürfte sich künftig noch stärker in der Demographie der Ärzteschaft niederschlagen, denn bei den Bildungsabschlüssen in der Humanmedizin überwiegt der Frauenanteil bereits seit zehn Jahren – aktuell liegt er bei 55,7 Prozent.
Bei den ausgeübten medizinischen Fachrichtungen ist der Frauenanteil mit jeweils rund 60 Prozent in den Fachrichtungen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendmedizin sowie Gynäkologie und Geburtshilfe am höchsten. Mit Zahlen über 90 Prozent sind die Männer im Gegenzug in chirurgischen Fachgebieten wie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Thoraxchirurgie und Orthopädische Chirurgie vertreten. Das durchschnittliche Arbeitspensum der Ärztinnen weicht mit 7,6 Halbtagen pro Woche ebenfalls von demjenigen ihrer Kollegen ab, die 9,4 Halbtage arbeiten.
In Bezug auf die Ärztedichte zeigt sich ein Stadt-Land-Gefälle. Die Kantone mit den höchsten Dichten an Ärzten pro Tausend Einwohner sind allesamt städtisch geprägt: Basel-Stadt mit 10,0, Genf mit 6,2 und Zürich mit 5,0. Am anderen Ende der Skala stehen ländliche Kantone wie Uri (1,6 Ärzte pro Tausend Einwohner), Appenzell Innerrhoden (1,8) und Obwalden (2,1). Diese Unterschiede gelten nicht nur auf Kantons-, sondern auch auf Gemeindeebene: Die Ärztedichten in städtischen Gemeinden fallen deutlich höher aus als in ländlichen Gemeinden. Und dennoch ist Ärztedichte nicht gleich Ärztedichte: In Zentren ist die Dichte an Spezialistinnen und Spezialisten fast doppelt so hoch wie diejenige der Grundversorger.
In ländlichen Gemeinden präsentiert sich hingegen das umgekehrte Phänomen, dort überwiegt die Ärztedichte der Grundversorger jene der Spezialisten.
Der Anteil der Ärzteschaft mit einem ausländischen Arztdiplom ist 2015 im Vergleich zu 2010 von 25 auf 31,5 Prozent (11‘138 Personen) angestiegen. Stammte 2010 einer von vier in der Schweiz berufstätigen Ärzten aus dem Ausland, ist es nun praktisch jeder dritte. Die Mehrheit der ausländischen Fachkräfte kommt aus den Nachbarländern, wobei Deutschland die grösste Gruppe stellt. Die ausländischen Medizinalpersonen sind mit 37,5 Prozent vor allem im stationären Sektor vertreten; im ambulanten Sektor beträgt ihr Anteil 25,9 Prozent.
Diese Zahlen machen deutlich, dass die medizinische Versorgung in der Schweiz einzig dank der Zuwanderung ausländischer Medizinalpersonen aufrechterhalten werden kann. Die demographische Bevölkerungsentwicklung, der medizinisch-technische Fortschritt sowie die steigende Anzahl chronisch Kranker stellen die Faktoren dar, die für ein auch in Zukunft funktionierendes Gesundheitssystem zu berücksichtigen sind. Aus Sicht der FMH sind daher Massnahmen erforderlich wie der Ausbau der Anzahl Medizinstudienplätze, an welchem sich der Bundesrat gemäss der BFI-Botschaft 2017-2020 mit 100 Millionen beteiligen will. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den durch mangelnde Ausbildungsanstrengungen in der Schweiz entstandenen und selbstverschuldeten Ärztemangel zu mindern.
Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH
25.03.2016 - dzu